Podcast 113 | Melkroboter-Mindset » Kuhverstand

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113 | Melkroboter-Mindset

Die Arbeit mit einem Melkroboter braucht eine andere Denkweise. Wir nennen es das MELKROBOTER-MINDSET.

Was ist ein Melkroboter-Mindset?

Mindset heißt Denkweise. Erfolgreiches Melken mit einem Roboter erfordert eine andere Denkweise als beim konventionellen Melken. Es müssen sich also nicht nur die Kühe auf den Roboter umstellen, auch das eigene Denken bzw. die Denkweise der Mitarbeiter muss auf das „System Robotermelken“ angepasst werden. Es ist ratsam, die Denkweise schon vor dem eigentlichen Systemwechsel anzupassen. Das kannst du durch Gespräche mit Kollegen oder noch besser Mitarbeit in Roboterbetrieben erreichen. In dieser Podcastfolge zeigt uns Robert Wespel sein Melkroboter-Mindset.

Wer ist Robert Wespel

Robert Wespel ist Landwirt in Kißleg mit 40% Holstein, 40% Braunvieh und 20% Kreuzungen aus den beiden Rassen.

Seine Herde ist sehr ruhig und ausgeglichen. Das spiegelt sich auch in der hohen Lebensleistung von 14kg pro Lebenstag bei den lebenden Kühen wieder. Robert nutzt moderne Technik für Herdenmanagement, Fütterung und die eigene Weiterbildung. So ist er seit dem Beginn im März 2019 im Club der alten Kühe aktiv. Der Club der alten Kühe ist DIE Community auf dem Weg zu älteren Milchkühen.

Robert Wespel hat 2016 einen Stall für zwei Melkroboter gebaut. Besonderheit ist der stirnseitige Laufhof mit Fußbodenheizung. So ist dort auch im Winter bis minus 5 Grad weniger Rutschgefahr für die Tiere. Dafür wird die Abwärme der Biogasanlage genutzt.

Vorteile vom Melkroboter

  • Mehr zeitliche Flexibilität
  • Weniger körperliche Arbeit
  • Jede Kuh kann ihren eigenen Melkrhythmus wählen
  • Ein Roboter melkt jeden Tag gleich und hat im Gegensatz zu Melkern keine Stimmungsschwankungen
  • „Roboterherden“ sind tendenziell ruhiger als Herden ohne Roboter

Nachteile vom Melkroboter

  • Kuhzahl wird vom Melkroboter begrenzt
  • Eine Melkroboterwartung kann den Rhythmus der Tiere durcheinander bringen. Das erhöht dann auch für einige Tage die Anzahl der zu holenden Kühe
  • Man ist nie fertig mit Melken
  • Eine Umstellung auf Melkroboter bedeutet einen Systemwechsel, der von den Kühen und den Menschen gemeistert werden muss.
  • Man sieht nicht automatisch jede Kuh jeden Tag.

Club der alten Kühe

Die Community für deinen Weg zu älteren Milchkühen!

Liste der zu holenden Kühe

Der Melkroboter zeigt die zu holenden Kühe in einer Liste an. Der Landwirt kann dafür die Parameter selber anpassen.

Kühe kommen auf zwei Arten auf diese Liste:

  1. Kühe mit misslungener Melkung. (Roboter hat es nicht geschafft, die Kuh zu melken bzw. es wurde weniger Milch als erwartet gemolken.)
  2. Kühe, die nicht wie gewohnt zum Melken gekommen sind.

Datenflut durch den Melkroboter

Der Roboter versorgt Robert mit wertvollen Daten, so lassen sich gesundheitliche Probleme bei einzelnen Tieren durch Parameter wie Wiederkauaktivität, Milchmenge, Leitfähigkeit bzw. Zellzahl sehr früh aufspüren. Je früher eine sich anbahnende Krankheit aufgespürt wird, desto effektiver kannst du gegensteuern. Wichtig bleibt trotzt der ganzen Technik, das Auge fürs Tier und solche Dinge wie Fiebermessen


Sofort handeln oder cool bleiben

Die Alarm-Liste ist bei Robert nie leer. Er muss abwägen zwischen akutem Handlungsbedarf und cool bleiben. Manchmal ist auch eine Kuh wegen einer Brunst oder anderen harmlosen Dingen auf der Alarm-Liste. Mit der Zeit stellt sich ein Gefühl für die Daten ein, so dass die Interpretation der zahlreichen Informationen leichter fällt.

Worauf achtet Robert, wenn er Kühe zum Roboter bringt?

Es hat einen Grund, warum eine Kuh nicht zum Roboter gegangen ist. Auch eine Kuh kann einfach mal einen schlechten Tag haben und ist dann nicht eigenständig zum Melken gegangen.  Jedoch kann auch ein gesundheitliches Problem im Anmarsch sein.


Deshalb achtet Robert beim Holen von auffällig gewordenen Kühen auf folgende Dinge:

  • Wie ist der Gang der Kuh? 
  • Gibt es Klauenprobleme?
  • Kaut die Kuh wieder?
  • Welchen Eindruck macht die Kuh?
  • Wie sieht die Kuh im Ganzen aus?
  • Wie sehen die Augen aus?
  • Steht die Kuh oder liegt die Kuh?
  • Griff ans Euter. Gibt es hier Auffälligkeiten?

Hast du Bock auf Listen und Technik?

Wenn du beides mit ja beantworten kannst, kann Robotermelken für dich eine gute Option sein. Hilfreich ist es auch, Schulungen vom Roboterhersteller wahrzunehmen. 



WhatsApp-Gruppen dienen als Informationsquelle

Sehr hilfreich sind die verschiedenen WhatsApp-Gruppen, die um die verschiedenen Fabrikate entstanden sind. Der Zugang zu diesen Gruppen erfolgt in der Regel über deine Berufskollegen. Auch über den Club der alten Kühe wurden schon wertvolle WhatsApp-Gruppen für Milchviehhalter vermittelt.

Was hilft, damit das System Roboter gut läuft?

  • Platzvorgaben vom Roboterhersteller einhalten
  • Schmackhaftes Futter im Roboter
  • Diffuses Licht statt Lichtplatten
  • Fliegen vom Roboter fern halten
  • Klauengesundheit muss passen
  • Je höher die Auslastung vom Roboter, desto fehleranfälliger ist das System. 
  • Gleichmäßiges Abkalben

Links zur Folge:

Viel Spaß mit deinen Kühen und genieße das Leben!

Dein Christian Völkner