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152 | 5 Fatale Fehler im Weidemanagement

Die typischen Fehler im Weidemanagement gilt es zu vermeiden. In diesem Artikel zeigen wir dir 5 fatale Fehler im Weidemanagement. 

Höre dir auch den Podcast mit Manuel Winter dazu an. Wir befinden uns jetzt im zweiten Teil mit dem Gespräch mit Manuel Winter. Im ersten Teil ging es das Thema: Wie schaffen wir resiliente Grünlandbetriebe?

Weidemanagement Fehler #1: Zu lange auf der Fläche bleiben

Einer der grundlegenden Fehler, den viele Betriebe machen, ist das zu lange Verweilen der Tiere auf einer bestimmten Weidefläche. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit deiner Weidepflanzen und senkt letztlich das Ertragspotenzial deiner Weide.

Rinder fressen in Schichten

Das lässt sich sehr schön beobachten: Sie beginnen oben, rupfen die Weidepflanze ab und ziehen weiter. Wenn sie wieder an die gleiche Stelle kommen fehlt die oberste Sicht und es wird dann wieder, von oben her, weiter runter gefressen. 

Die Konsequenzen des Zu-Tief-Abweidens

Das zu tiefe Abweiden greift die Energiereserven der Pflanzen an, die oft oberirdisch in den Stängeln gespeichert sind. Diese Reserven sind entscheidend für den schnellen Wiederaufwuchs der Pflanze. Wenn diese Reserven durch zu tiefes Abweiden erschöpft werden, wird die Pflanze geschwächt, der Wiederaufwuchs verzögert sich, und die Gesamtertragsfähigkeit der Weide nimmt ab.

Richtige Beweidungshöhe

Die ideale Beweidungshöhe variiert je nach Pflanzenart. Während einige Gräser, die Ausläufer bilden, bis zu einer Höhe von 5 cm abgeweidet werden können, sollten Obergräser möglichst nicht unter 10 cm abgeweidet werden. 7 bis 10 cm wäre hier das Tiefste was man runterweiden lassen sollte. Auch bei Kräutern und Leguminosen, wie der Luzerne, ist Vorsicht geboten. Zu tiefes Mähen kann die neuen Triebe beschädigen und somit die regenerative Kapazität der Pflanze stark beeinträchtigen.

Die Lehren aus Voisins Werk

Manuel Winters Einblicke basieren neben den eigenen Forschen und Ausprobieren auf den umfassenden Studien und Analysen von André Voisin, der die Bedeutung der Zeit im Weidemanagement hervorhob. Es zeigt sich, dass unabhängig von Standort, Klima oder Pflanzenart, das Missachten der richtigen Zeitspannen und Beweidungshöhen zu den gleichen negativen Ergebnissen führt.

Durch das Vermeiden dieses ersten fatalen Fehlers – zu lange auf der Fläche zu bleiben – können Landwirte einen entscheidenden Schritt in Richtung nachhaltiger und produktiver Weidewirtschaft machen. Bleiben Sie dran, während wir weitere Fehler im Weidemanagement aufdecken, die Ihre Erträge beeinträchtigen könnten.

WEIDEMANAGEMENT Fehler #2: Zu früh auf dieselbe Fläche zurückkehren

Der zweite kritische Fehler im Weidemanagement, den Manuel Winter hervorhebt, ist das zu frühe Zurückkehren auf dieselbe Weidefläche. Dieser Fehler untergräbt die Erholung und Regeneration der Pflanzen nach der letzten Beweidung und hat langfristige negative Auswirkungen auf die Produktivität und Nachhaltigkeit der Weide.

Die Notwendigkeit der Erholungszeit

Pflanzen benötigen nach jeder Beweidung eine ausreichende Erholungszeit. Die erneute Beweidung entzieht den Pflanzen dann die Möglichkeit, Energiereserven zu speichern, was für ihren Wiederaufwuchs und ihre langfristige Gesundheit entscheidend ist.

Der Verlust von Photosynthese-Kapazität

Indem man die Blattmasse zu früh abweidet, beraubt man die Pflanze ihrer Fähigkeit zur Photosynthese - dem Prozess, durch den sie Energie produziert. Ohne ausreichende Blattmasse können die Pflanzen keine Energie für den Wiederaufwuchs produzieren, was zu einer reduzierten Ertragsfähigkeit führt.

Die Bedeutung des exponentiellen Wachstums

Gräser folgen einem exponentiellen Wachstumsmuster, was bedeutet, dass mit jedem zusätzlichen Tag der Erholung der tägliche Zuwachs an Biomasse signifikant steigt. Durch das zu frühe Zurückkehren auf die Fläche wird dieses Potenzial nicht genutzt, was zu einer erheblichen Reduktion des Ertrags führt. Jedes Gras wächst in einer S-Kurve, beginnend mit einem langsamen Anstieg, gefolgt von einem starken Wachstumsschub, bevor es beim Übergang zur Samenbildung wieder abflacht. Eine optimale Nutzung dieses Wachstumsmusters durch angepasstes Weidemanagement kann die Erträge erheblich steigern.

Schlussfolgerung

Das Weidemanagement beeinflusst die Produktivität und Nachhaltigkeit der Weiden maßgeblich. Durch das Vermeiden des zu frühen Zurückkehrens auf eine Weidefläche geben Landwirte ihren Pflanzen die notwendige Zeit zur Regeneration und zum Anlegen von Energiereserven. Dies unterstützt nicht nur ein gesundes Wachstum und eine robuste Pflanzengemeinschaft, sondern maximiert auch den langfristigen Ertrag der Weide.

WEIDEMANAGEMENT Fehler #3: Kein Ruhedraht

Der dritte wesentliche Fehler im Weidemanagement, den Manuel Winter identifiziert, ist das Fehlen eines sogenannten „Ruhedrahts".

Die Dynamik des Wiederaufwuchses

Manuel Winter erklärt, dass obwohl das Konzept des Weiterziehens der Herde auf frische Flächen und das Vermeiden einer zu frühen Rückkehr auf bereits beweidete Bereiche vielen Landwirten bekannt ist, die Praxis oft anders aussieht. Ein kritischer Punkt dabei ist, dass bei vielen Weidesystemen, besonders bei der Portionsweide, zwar neue Bereiche für die Beweidung geöffnet werden, aber die alten nicht effektiv abgesperrt werden. Es fehlt ein "Ruhedraht", der verhindert, dass das Vieh auf die bereits beweideten Bereiche zurückkehrt.

Die Verlockung des jungen Grases

Die jungen Triebe, die nach einer Beweidung sprießen, sind besonders schmackhaft sowie energie- und proteinreich. Sie stellen quasi die "Nachspeise" für die Rinder dar. Das Problem dabei ist, dass die Tiere zwar auf den neuen Flächen fressen, aber dann wieder zu den alten zurückkehren, um diese jungen Triebe zu konsumieren. Dies geschieht in einem Stadium, in dem die S-Kurve des Wachstums noch gar nicht richtig begonnen hat. Folglich werden die jungen Triebe verzehrt, bevor die Pflanze ihre volle Wachstumskapazität erreichen kann.

Die Folgen für den Wiederaufwuchs

Durch das Fehlen eines Ruhedrahts und die dadurch ermöglichte Rückkehr der Tiere auf bereits beweidete Flächen wird der Wiederaufwuchs signifikant gestört. Die jungen, energiereichen Triebe werden vorzeitig entfernt, was die Erholung der Pflanzen stark beeinträchtigt. Dies führt zu einem verzögerten und reduzierten Nachwachsen der Weideflächen, was viele Landwirte fälschlicherweise auf Trockenheit oder andere äußere Faktoren zurückführen.

WEIDEMANAGEMENT Fehler #4: Missachtung der artspezifischen Ruhephasen

Der vierte wesentliche Fehler im Weidemanagement, den Manuel Winter hervorhebt, betrifft die Nichtbeachtung der unterschiedlichen Ruhephasen, die verschiedene Pflanzenarten benötigen. Diese Vernachlässigung führt zu einem suboptimalen Wachstum und in manchen Fällen sogar zum Absterben bestimmter Pflanzenarten.

Unterschiedliche Bedürfnisse verschiedener Arten

Im Ackerbau ist es eine gängige Praxis, die spezifischen Anforderungen verschiedener Kulturen zu berücksichtigen – beispielsweise haben Soja und Winterweizen unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf ihre Kulturführung. Im Grünlandmanagement wird jedoch oft angenommen, dass alle Grünlandpflanzen ähnliche Anforderungen haben und "einfach wachsen". Diese Annahme ist irreführend und kann das Wachstumspotenzial der Weide erheblich einschränken.

Beispiel Deutschweidelgras vs. Knaulgras

Manuel Winter führt das Deutschweidelgras als Beispiel für eine Art mit einer kurzen Ruhephase an, die eine intensive und wiederholte Beweidung verträgt. Wenn die Bedingungen wie Niederschlag und Düngung stimmen, kann diese Art auch bei häufiger Beweidung, etwa alle zwei Wochen, gut gedeihen.

Im Gegensatz dazu steht das Knaulgras, ein Vertreter der Horstgräser, das eine längere Ruhephase benötigt. Eine zu intensive oder zu häufige Beweidung kann dazu führen, dass diese Pflanze bereits im ersten Jahr abstirbt.

Die Bedeutung der Ruhephasen für Obergräser, Leguminosen und Kräuter

Winter weist darauf hin, dass insbesondere Obergräser längere Ruhephasen zwischen den Nutzungen benötigen im Vergleich zu Untergräsern. Dies gilt ebenfalls für Leguminosen und Kräuter. Ein häufiges Missverständnis, das zu intensiver Beweidung führt, ist die Annahme, dass Luzerne nicht geeignet für Beweidung sei. Der wahre Grund für Probleme bei der Beweidung von Luzerne liegt jedoch oft in der Nichtbeachtung ihrer benötigten längeren Ruhephase. Zu frühe Rückkehr der Tiere führt dazu, dass sich die Luzerne nicht ausreichend erholen kann, was schließlich zu ihrem Absterben und der Entstehung von Lücken im Bestand führt.

Fazit: Gefühl für Ruhephasen ist unerlässlich

Die Berücksichtigung der artspezifischen Ruhephasen ist entscheidend für ein gesundes Grünlandmanagement. Indem Landwirte die individuellen Bedürfnisse ihrer Weidepflanzen erkennen und respektieren, können sie die Vitalität und Produktivität ihrer Weiden nachhaltig verbessern.

WEIDEMANAGEMENT Fehler #5: Fehlende Anpassung der Düngung und Nutzungshäufigkeit an den Pflanzenbestand

Der fünfte Fehler, den Manuel Winter im Grünlandmanagement identifiziert, betrifft die unangemessene Düngung und Nutzungshäufigkeit, die nicht auf den bestehenden Pflanzenbestand abgestimmt sind. Diese Diskrepanz führt zu einem Ungleichgewicht im Ökosystem der Weide, das letztlich die Vielfalt und Gesundheit des Grünlandes beeinträchtigt.

Intensivierung und ihre Folgen

In der Vergangenheit führte die Intensivierung der Landwirtschaft zu einer Zunahme der Bewirtschaftungsfrequenz, einschließlich häufigerer Mahdzeiten und einer öfteren Düngung mit Gülle. Diese Praxis hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Grünlandbestandes gehabt. Ursprünglich vorhandene Horstgräser wurden durch die gesteigerte Nutzung und Düngung verdrängt, was zu Lücken im Bestand führte. Diese Lücken wurden anschließend von Unkräutern besetzt, was zu der falschen Annahme führte, dass intensives güllen direkt zu einer Zunahme von Unkräutern wie Ampfer führt.

Das Gleichgewicht zwischen Intensitätsgrad und Artenauswahl

Winter unterstreicht, dass Unkräuter dort gedeihen, wo der Pflanzenbestand nicht mit der Intensität der Nutzung übereinstimmt. In hochintensiven Systemen, wie z.B. Kurzrasenweiden oder intensiven Schnittnutzungen, die eine dichte Grasnarbe aufweisen und häufig genutzt werden, haben viele Unkräuter keine Chance zu überleben. Die richtige Auswahl von Gräsern, die intensive Nutzung aushalten können, sowie eine entsprechende Düngung sind entscheidend, um die gewünschte Zusammensetzung des Grünlandes zu erhalten.

Abgestimmter Wiesenbau

Manuel Winter plädiert für einen "abgestimmten" oder "abgestuften" Wiesenbau, bei dem die Düngung und Nutzungshäufigkeit gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse der verschiedenen Flächen ausgerichtet sind. Intensiv bewirtschaftete Flächen in der Nähe von Hofstellen können effizienter gedüngt und genutzt werden, während weiter entfernte Flächen extensiver bewirtschaftet werden können, um die biologische Vielfalt zu fördern und gleichzeitig den Einsatz von Düngemitteln zu optimieren.

Die Bedeutung der Düngeplanung

Wie im Ackerbau, so ist auch im Grünland eine sorgfältige Düngeplanung essentiell. Unterschiedliche Bereiche des Grünlandes haben unterschiedliche Bedürfnisse, und eine pauschale Behandlung aller Flächen führt weder zu optimalen Erträgen noch zur Erhaltung der Artenvielfalt. Eine übermäßige Düngung oder zu häufige Nutzung extensiver Flächen kann die dort vorkommenden Arten verdrängen und zu Problemen mit Unkräutern und Lücken im Bestand führen.

Fazit

Die Anpassung der Düngung und Nutzungshäufigkeit an den spezifischen Pflanzenbestand ist entscheidend für ein gesundes und produktives Grünlandmanagement. Durch eine abgestufte Bewirtschaftung und eine gezielte Düngeplanung können Landwirte die Vielfalt und Vitalität ihrer Weideflächen maximieren und gleichzeitig unnötige Probleme vermeiden.

Links ZuM WEIDEMANAGEMENT:

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Viel Spaß mit Deinen Kühen und genieße das Leben 

Dein Christian Völkner