Frag doch mal anders: 8 Fragetechniken für deinen Hof-alltag
Wie bekommst du im Stall ehrliche Antworten, statt Schulterzucken?
Wie sorgst du dafür, dass dein Team wirklich mitdenkt – und nicht alles an dir hängen bleibt? Viele Probleme auf dem Hof lassen sich nicht mit mehr Technik oder noch mehr Einsatz lösen, sondern mit besserer Kommunikation. Und die beginnt mit den richtigen Fragen. In dieser Folge teile ich 8 Fragetechniken, die dir helfen, Gespräche im Stall wirkungsvoller zu führen – sei es mit deinem Azubi, deinem Vater oder deinem Mitarbeiterteam.
Denn gute Fragen…
- machen Wissen und Ideen sichtbar,
- helfen gegen Betriebsblindheit
- und fördern Eigenverantwortung.
Und das Beste:
Du brauchst kein Seminar – nur ein bisschen Aufmerksamkeit im Gespräch und die Bereitschaft es zu üben.
In dieser Podcastfolge erfährst du:
Welche Art von Fragen du in welcher Situation nutzen kannst – vom schnellen Check bis zum offenen Austausch. Ich bin mir sicher, dass du bereits einiges ganz intuitiv schon so umsetzt. Anderes wird vielleicht neu für dich sein. Jeder von uns kann besser werden werden in seiner Kommunikation. Es ist learning by doing. Mit allem was dazugehört. Los geht's!
Die 8 Fragetechniken im Überblick:
Damit du die verschiedenen Arten von Fragen gezielt einsetzen kannst, habe ich dir hier eine Übersicht mit 8 hilfreichen Fragetechniken zusammengestellt – inklusive Beispiel und Nutzen im Stall-Alltag:
1. Offene Fragen
- Ziel: Gespräche öffnen, Denkprozesse anstoßen
- Beispiel: „Wie hast du die Situation xy erlebt?“ „Wie läuft es aktuell bei der Frischmelkergruppe?“
- Nutzen: Regt zum Nachdenken an, zeigt Interesse.
2. Geschlossene Fragen
- Ziel: Klare Fakten oder Bestätigungen erhalten
- Beispiel: „Hast du die Trockensteher umgestallt?“ „Sind alle Kälber aus der letzten Woche gesund?“
- ✔️ Nutzen: Dient der schnellen Informationsgewinnung.
3. Skalierungsfragen
- Ziel: Einschätzung von Zufriedenheit, Fortschritt oder Motivation.
- Beispiel: „Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie sicher fühlst du dich bei dieser Aufgabe?“ „Wie sicher fühlst du dich im Melkstand, wenn du alleine dort arbeitest?“
- ✔️ Nutzen: Macht subjektive Wahrnehmung messbar.
4. Reflexionsfragen
- Ziel: Selbstreflexion anregen und Lernprozesse fördern.
- Beispiel: „Was hat bei der Klauenpflege letzte Woche aus deiner Sicht besonders gut geklappt?“
„Was würdest du rückblickend bei der letzten Ernte anders machen“ - ✔️ Nutzen: Unterstützt Entwicklung und Verantwortungsübernahme.
5. Hypothetische Fragen
- Ziel: Neue Perspektiven und Ideen erhalten
- Beispiel: „Was würdest du tun, wenn du alle Ressourcen zur Verfügung hättest?“ „Was würdest du ändern, wenn du doppelt so viel Platz im Stall hättest?“
„Wie würdest du die Kälberfütterung gestalten, wenn Zeit keine Rolle spielen würde?“ - ✔️ Nutzen: Ermutigt zum Denken außerhalb gewohnter Bahnen.
6. Zirkuläre Fragen
- Ziel: Beziehungen und Auswirkungen im Team sichtbar machen.
- Beispiel: „Was glaubst du, wie dein Kollege xy die Situation beurteilt?“ Was glaubst du, wie dein Vater den aktuellen Zustand der Abkalbebucht beurteilen würde?“
„Wie denkst du, dass der Azubi sich in der Klauenpflege-Situation letzte Woche gefühlt hat?“ - ✔️ Nutzen: Fördert Empathie und Systemdenken.
7. Lösungsorientierte Fragen
- Ziel: Fokus auf Lösungen und Ressourcen legen.
- Beispiel: „Wann war die Eutergesundheit zuletzt richtig gut – was war damals anders?“
„Was hat dir bei der Kälberdurchfall-Problematik letztes Jahr geholfen?“ - ✔️ Nutzen: Baut Stärken aus, statt Probleme zu betonen.
8. Klärungsfragen
- Ziel: Missverständnisse vermeiden, Sachverhalte präzisieren.
- Beispiel: „Was meinst du genau mit ‚die Kühe sind unruhig‘ – wann und wie zeigt sich das?“
„Mit welcher Art von Ration meinst du, dass die Tiere besser gefressen haben?“ - ✔️ Nutzen: Erhöht das gegenseitige Verständnis.
Weitere Tipps:
Paraphrasieren nutzen
Wiederhole in deinen Worten, was du verstanden hast – und gib deinem Gegenüber die Chance, zu korrigieren oder zu ergänzen.
Beispiel: „Habe ich dich richtig verstanden, du willst, dass wir die Seifenvorräte im Stall besser im Blick behalten?“
Trainiere das Fragen
Such dir Situationen, in denen du das bewusst üben kannst – z. B. im Club der alten Kühe. Dort gehen wir in unseren monatlichen Zoom-Treffen regelmäßig in Mini-Gruppen und formulieren konkrete nächste Schritte. Ideal, um Fragetechniken zu testen und dich weiterzuentwickeln.
Such dir einen "Buddy"
Du kannst dir auch jemanden suchen bei dem du Fragetechniken einfach mal übst. Davon muss die Person auch gar nichts wissen. Beispiel: Mein Vater hat plattdeutsch beim Schmied gelernt. Vorteil immer wenn du die Person siehst, denkst du idealerweise an deine Challenge und so bleibst du einfach besser dran.
Nutze Signalwörter und hör tiefer zu
Wenn jemand z. B. sagt: „Die Kühe waren heute echt unruhig“, hakt nach. Was genau war los? Wann? Wie zeigte sich das?
Mehr dazu findest du übrigens auch in Podcastfolge 030, in der ich über die drei Arten des Zuhörens spreche.Wenn du im Alltag mit den richtigen Fragen arbeitest, wirst du merken: Es entstehen neue Gespräche, mehr Mitdenken – und oft auch bessere Entscheidungen.
Links für ein besseres Team im Stall
Viel Spaß beim Ausprobieren und Weiterentwickeln!
Dein Christian Völkner