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088 | Basiswissen Siliermittel

Wie du mit einer guten Silier-Fabrik besseres Futter produzierst.

Keine Panik, du brauchst keine große Fabrik bauen, falls du mit Silage arbeitest, hast du bereits eine Silier-Fabrik.

Die Silier-Fabrik macht dein Futter haltbar. Sie steuert deine Silierung und beruht auf 4 Grundlagen. Doch zunächst eine Klarstellung:

Siliermittel wirken keine Wunder

Sie machen deine „Silier-Fabrik“ zwar besser. Die wichtigen Grundlagen (gute fachliche Praxis) können Siliermittel in keiner Weise ersetzen. Wenn du schon geringe Futterqualitäten vom Feld holst, dann kann ein Siliermittel das auch nicht besser machen. Siliermittel kann „nur“ das erhalten, was schon da ist. Doch wie kannst du möglichst viel von den wertvollen Nährstoffen auch in deine Kuh bekommen?


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Lallemand ist Primärproduzent von Bakterien, Hefen und Siliermitteln.


Warum ist ein guter Silierprozess so extrem wichtig?

Eine gute Silierung findet unter anaeroben Bedingungen (ohne Sauerstoff) statt. Dazu ist eine schnelle und tiefe Absenkung vom pH-Wert wichtig, der Ziel-pH ist 4,5 oder niedriger. Wenn dieser Wert erreicht ist, sind unerwünscht Mikroorganismen unterdrückt und sterben auch ab. Auch die pflanzeneigenen Enzyme hören auf zu arbeiten und Umsetzungsprozesse werden gestoppt. Es gibt eine Phase der Luftzufuhr, jeder Landwirt mit Silage kennt diesen besonderen Moment:

Endlich die Silage öffnen und direkt riechen

Ich persönlich liebe den Moment, in dem ich endlich ein neues Silo aufmachen kann. Es ist ein Moment der Hoffnung auf eine gute Fütterung. Wer wünscht sich nicht eine Silage, die gut melkt? Wenn du nur eine Sache aus diesem Interview mitnehmen dürftest, dann ist es wohl …

Messen ist der erste Schritt auf dem Weg zur Verbesserung 

Regelmäßiges Temperaturmessen der Anschnittfläche vom Silo ist Frank ein großes Anliegen. Dafür eignet sich ein einfaches Einstich-Thermometer. Wenn du Temperaturerhöhung in deinem Silo feststellen kannst, dann liegt das an dem Abbau von der Milchsäure und Energie. Hier vermehren sich unerwünschte Mikroorganismen, so dass es hohe Hefekonzentrationen gibt. Dies führt leider auch zu einer Beeinträchtigung der Fasermatte im Pansen mit negativen Auswirkungen auf die Verdauung deiner Kühe. Evtl. vermehren sich auch andere unerwünschte Bakterien, die sich dann negativ auf deine Eutergesundheit auswirken. 

Messe die Temperaturen und stelle dir die Fragen:

  • Gibt es Nacherwärmung am Silo oder am Futtertisch? 
  • Schwanken diese Temperaturen sehr stark? 

Einen Temperatur-Differenz von mehr als 5 Grad Celsius im Silo-Kern gilt als zu hoch. Falls du warme Silage hast, kannst du nur noch mit Notmaßnahmen, wie zum Beispiel dem fachgerechtes Einsatz von Propionsäure, eingreifen. Besser ist es, vorzusorgen. Lass uns zunächst eine gute Siloanlage bauen. Pardon ich meinte natürlich …

Das Fundament für die Auswahl von guten Siliermittel ist …

Das Verstehen der Begriffe:

1. Aerob ...

bedeutet mit Sauerstoff. In der Luft ist der Sauerstoff enthalten. Aerobe Bakterien sind also Bakterien, die Sauerstoff zum Leben brauchen.

2. Anaerob ...

bedeutet ohne Sauerstoff. Anaerobe Bakterien brauchen kein Sauerstoff zum Leben, hier ist Sauerstoff tödlich.

3. Pufferkapazität ...

kommt aus der Chemie. Puffende Substanzen verhindern den schnellen und tiefen Abfall vom pH-Wert. Puffende Substanzen sind unter anderem: 

A) Mineralien, die in die Silage kommen können. (Pflanzeneigene Mineralien, Erd-Bestanteile, Gülle-Bestandteile)

B) Pflanzenproteine. Hier haben wir einen Zielkonflikt, einerseits möchten wir hohe Proteingehalte in den Pflanzen für die Fütterung nutzen, anderseits sorgen diese Proteine für einen langsameren und geringeren pH-Wert-Abfall, was zu einer schlechteren Silierung führen kann.

4. Fermentation ...

ist die mikrobielle oder enzymatische Umwandlung organischer Stoffe in Säuren, Gase oder Alkohol.

5. Homofermentative Milchsäurebakterien

Homo steht für 1. Es sind die wichtigsten Bakterien für die Silierung, diese produzieren hauptsächlich Milchsäure. Diese Milchsäure ist sehr sauer und führt zu einer schnellen pH-Wert-Absenkung.

6. Heterofermentative Milchsäurebakterien 

Hier werden neben Milchsäure auch Essigsäure von den Bakterien gebildet. Die Essigsäure unterdrückt nicht nur Hefen und Schimmel, zusätzlich sterben Hefen und Schimmel nach einer gewissen Silierzeit ab. Sobald nun das Silo geöffnet wird, vermehren sich Pilze und Schimmel viel langsamer, als es ohne Essigsäure der Fall gewesen wäre.

7.KBE = Koloniebildende Einheit

 Sie dient der Quantifizierung von Mikroorganismen

Siliermittel

DIE 4 GRUNDLAGEN EINER GUTEN SILIER-FABRIK

Frank nutzt gerne das Bild einer Fabrik. Damit du eine gute Silage verfüttern kannst, braucht du für den Siliervorgang ähnliche Grundlagen, wie in jeder anderen Fabrik auch:

1. Gute, effiziente und ausreichend viele Arbeiter  

Die Milchsäurebakterien sind diese Arbeiter, sie sind unbedingt nötig, um einen guten und sicheren Silierprozess hinzubekommen. Sind sie ausreichend am Werk, gelingt eine schnelle pH-Wert-Absenkung. Nur so bleiben möglichst viele Nährstoffe für die spätere Fütterung erhalten.

2. Bezahlung der Arbeiter

Die Milchsäurebakterien brauchen fermentierbaren Zucker zum Leben und um sich zu vermehren. Ohne Zucker werden sie nicht ihre Arbeit verrichten.

3. Gute Arbeitsbedingungen

Bei 40 Grad Celsius wird in jeder Fabrik sicher nicht mehr gut gearbeitet. Auch Milchsäurebakterien haben ihr Wohlfühl-Klima, dieses hat vor allem mit dem richtigen TS-Gehalt der Silage zu tun. Zwischen ca. 20 und 70 Prozent können Milchsäurebakterien arbeiten. Optimal ist ein TS-Gehalt zwischen 30 und 40 Prozent. Am besten für die Silage ist ein TS-Gehalt zwischen 33 und 35 Prozent.

4. Ein gutes Dach auf der Fabrik

Wenn es ständig reinregnet, lässt sich in einer Fabrik nicht gut arbeiten. So ist es auch mit der Silier-Fabrik: Der Sauerstoff muss weitestgehend draußen bleiben, damit die anaeroben milchsäurebildenden Bakterien arbeiten können.

Falls eine dieser Grundlagen nicht erfüllt ist, läuft es in der Fabrik nicht mehr richtig rund. 

Blindflug beim Kauf von Siliermittel

Nur wenn du das Etikett vom Siliermittel lesen kannst, kannst du auch die Wirkung abschätzen. Empfehlenswert sind in der Regel zwischen 150.000 bis 300.000 koloniebildende Einheiten (KBE) pro g Siliergut. Mindestens empfiehlt Frank 100.000 KBE einzukaufen. Hier hast du aber durch natürliche Schwankungen bei der Applikation eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Teilbereiche deiner Silage zu wenig Siliermittel erhalten, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Amerikaner und Engländer gehen zum Beispiel bei bestimmten Bedingungen teilweise auf 1. Mio. KBE pro g Siliergut. Hier muss dann aber sehr genau Preis und Wirkung abgeschätzt werden.

Die Stämme im Siliermittel

Es gibt zwei große Gruppen: Die Homofermenter und die Heterofermenter. Jede dieser Gruppen sollte mit mindestens 100.000 KBE pro g Siliergut enthalten sein. Eine sehr weite Wirkung erzielst du, wenn das Siliermittel sowohl Homofermenter als auch Heterofermenter enthält. Dann ist es für dich wichtig zu wissen, welche Stämme zu welcher Gruppe gehören und wie sie enthalten sind.

Exemplarisch einige mögliche Stämme in Siliermitteln

Diese homofermentativen Stämme produzieren in erster Linie Milchsäure und verbessern die Fermentierung. Sie sind bei schwierigen Bedingungen wie niedrige TS-Gehalte eine gute Wahl. Beispiele hierfür sind: Pediococcus acidilactici, P. pentosaceus, Lactobacillus plantarum

Diese heterofermentativen Stämme bilden zusätzlich Essigsäure, dafür aber weniger Milchsäure, dies macht bei der Gefahr von Nacherwärmung Sinn. Wir erzielen also eine höhere aerobe Stabilität. Diese Stämme haben in der Regel einen höheren Preis als die Homofermenter. Beispiele hierfür sind: L. buchneri, L. brevis, L. hilgardii

Tipps für die Recherche von Siliermittel

Faustformel zum Umrechnen: 1 x 1011 KBE/g Produkt = 100.000 KBE/g Erntegut 

Wer fragt, kann besser einkaufen.

Hier eine Auswahl an sinnvollen Fragen an den Händler/Hersteller:

  • Welche Stämme sind zu welchem Wert KBE/g Silage enthalten?
  • Gibt es unabhängige Berichte zu dem Siliermittel?
  • Hat das Siliermittel ein DLG Gütezeichen?

Du kannst die verschiedenen Stämme mit ihrer Stamm-Nr. bei Google Scholar suchen.

Beim Preisvergleich von Siliermitteln sind ggf. zusätzliche Eigenschaften zu berücksichtigen. Beispiele: zuckerbildende Enzyme, besondere Eigenschaften gegen die Sedimentation im Siliermitteltank.

Beispiel für eine nicht-offene Deklaration

Mischung aus Lactobacillus buchneri und Lactobacillus plantarum, gesamt 3 x 1011 KBE/g Produkt, ergibt 300.00 KBE/ g Silage. 

Bei so einer Deklaration weiß man nichts über den Anteil der einzelnen Stämme, also lässt sich die Wirkung nicht richtig einschätzen. Es gibt viele Möglichkeiten:

  • L. buchneri und L. plantarum sind 50:50, d.h. beide sind mit 150.000 KBE/g Silage vorhanden. Das Produkt hätte also einen guten Ausgleich zwischen Fermentierung und aerober Stabilität
  • Es sind 250.000 KBE/g Silage von L. plantarum enthalten und nur 50.000 KBE von L. buchneri. Das Produkt würde die Fermentation also sehr gut unterstützen, die aerobe Stabilität wäre aber nur sehr gering.
  • Es kann auch jede andere mögliche Kombination sein. Deshalb ist eine offene Deklaration je Stamm so wichtig.

Merke: Nur eine offene Deklaration bringt Klarheit. Doch das beste Siliermittel bringt wenig ohne die …

Richtige Lagerung und Dosierung von Siliermittel

Eine kühle Lagerung ist positiv, einige Hersteller empfehlen das Einfrieren. Temperaturschwankungen können dem Siliermittel schaden. 

Die Dosiereinrichtung sollte vor und nach jeder Nutzung gereinigt werden. Durch Auslitern die Dosiereinrichtung vor dem Einsatz prüfen. 

Die „Siliermittel-Links" im Überblick:

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Viel Spaß mit deinen Kühen und genieße das Leben!

Dein Christian Völkner  

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